Fotografen

Joe Schibli

  Jupiter
 
Joe Schibli, Zürich
   

  Saturn
 
Joe Schibli, Zürich
   

  Joe Schibli    

Nachruf

Abdankungsrede Josef / Joe Schibli (12. Mai 1945 - 8. September 2020)

Liebe Rena
Liebe Trauerfamilie
Liebe Gäste

Ich möchte mit einer kurzen Geschichte beginnen: Eine Gruppe Konfirmanden hatte sich für eine Führung auf der Sternwarte Cheisacher angemeldet. Joe machte die Führung am Teleskop, wo er den jungen Leuten die Wunder und die Schönheiten des Nachthimmels zeigen konnte. Wie üblich teilten wir die Gäste in zwei Gruppen, damit in der Sternwarte nicht zu lange auf das Beobachten gewartet werden musste. In der Zwischenzeit erzählte ich den restlichen Jugendlichen von verschiedenen Aspekten der Astronomie. Ausgehend von einem Planetenmodell sprach ich über Distanzen im Weltall. Natürlich musste ich von grossen Zahlen und riesigen, leeren Räumen sprechen, aber auch von Millionen von Galaxien und von Sternenstaub aus dem wir gemacht sind. Bei der anschliessenden Fragenrunde stellte ein junger Mann, eine ungewöhnliche Frage: »In diesen unendlich grossen und leeren Räumen, kommen sie sich da nicht verloren vor?»

Ich gebe ihnen die Antwort, wie sie Joe in kürzerer Form gegeben hat. Joe hatte keine Probleme mit der Frage nach den grossen, leeren, dunklen Räumen. Für ihn war der Sternenhimmel, das Weltall ein Teil seiner Heimat, er gehörte dazu. Damit war er geerdet, er war ein Teil des Ganzen. Joe war geerdet bei Dir liebe Rena, bei Ihnen liebe Trauer-Familie und bei Ihnen, seinem Freundes- und Bekanntenkreis. Damit war der Weltraum für ihn nichts Fremdes, Leeres. Die Astronomie gab ihm die Möglichkeit, Erfahrungen und Wissen in einem sonst unerreichbaren Raum zu erwerben, einen faszinierenden Blick in die Weite zu tun. Joe war ein Teil davon und das All war ein Teil seiner Heimat.

Verstehst Du Rena, verstehen Sie liebe Trauerfamilie, liebe Gäste, dass ich nach diesem Kern des Menschen Joe Schibli nun trotz der Fülle nur kurz übergehe zu seiner vielseitigen Tätigkeit im Rahmen der Astronomie: Er hat Spiegel geschliffen und Teleskope gebaut, daher kam auch sein Verständnis für die Funktion der Geräte. Sein grosses, astronomisches Wissen gab er weiter bei Führungen, an Kursen der Volkhochschule und mit Vorträgen bei der Astronomischen Gesellschaft Baden. Zu erwähnen ist auch die Arbeit in der Sonnenbeobachtungsgruppe und die Astrofotografie, deren Ergebnisse in Ausstellungen zu bewundern waren. Kennengelernt habe ich Joe Schibli als Mitglied der Vereinigung Sternwarte Cheisacher, deren Präsident er seit 2010 war. Für neue Möglichkeiten hatte er nicht nur ein offenes Ohr, er beschaffte sich auch gleich die nötigen Einrichtungen. Diese zeigten uns den Weltraum in Bildern, die früher Berufsastronomen vorbehalten gewesen waren. Ich weiss auch, dass er als Präsident unangenehme Arbeiten übernahm und löste und nicht in allen Fällen, war es die Aufgabe des Präsidenten. Es lag auch an ihm, dass der Umgang miteinander in der Vereinigung freundschaftlich gelebt wurde, dass ein Klima der Loyalität und des Miteinanders wichtig war.

Joe hatte an der letzten Wiederwahl erklärt, dass er nur noch diese Amtszeit als Präsident zur Verfügung stehe. Nun ist der Abschied viel früher gekommen als erwartet. Joe hinterlässt eine grosse Lücke. Wir andern werden uns Mühe geben müssen, diese Lücke in seinem Sinne zu füllen, im Dienst der Menschen, die einen Blick werfen möchten ins Weltall und vielleicht noch etwas weiter. . . Danke.

Helen Wider, Vereinigung Sternwarte Cheisacher